Welche Anforderungen stellt der Markt an Führungskräfte?
Die zunehmende Volatilität des Marktes weltweit und die steigende Divergenz der Wirtschaft in Deutschland verlangen von Führungskräften ein innovationstreibendes, übergreifendes Denken. Für eine erfolgreiche Zukunft des Unternehmens müssen Führungskräfte nicht nur das „alte“ Geschäft bis ins letzte Detail kennen. Sie müssen sich auch in „neue“ Geschäftsfelder mit Zukunftspotenzial hineindenken können. Für ein flexibles Agieren sind innovationsfreudige Strukturen notwendig – eine weitere Aufgabenstellung für Führungskräfte, ebenso wie das Begeistern der Mitarbeitenden für die gemeinsame Vision.
Veränderung ist auch das Stichwort im Bereich technische Entwicklungen. Um fundierte Entscheidungen für das Unternehmen zu treffen und neue Technologien sinnvoll zu nutzen ist eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Themen wie KI, IoT und Blockchain notwendig.
Im Bereich Führungsstil festigt sich die Entwicklung der vergangenen Jahre: Kollaborative Führungsstile stehen im Vordergrund, um die Innovation und Kreativität von Mitarbeitenden durch Freiraum und Verantwortung zu fördern. Ein wertschätzender Umgang im Team, der Fokus auf die Fähigkeiten des Individuums und das Mitnehmen der Menschen werden entscheidende Kriterien für den Führungserfolg. Die Führungskraft benötigt hierfür eine ausgeprägte Kommunikationsfähigkeit und ein starkes Empathievermögen. Bewusstes Zuhören schafft auch im digitalen Austausch eine Beziehung zum Mitarbeitenden.
Beziehungsfördernd und innovationstreibend wirkt eine gelebte Fehlerkultur. Sie stärkt die Proaktivität und Kreativität der Mitarbeitenden. Eine Kultur des Engagements und der Entwicklung im Team trägt nicht nur direkt zum Unternehmenserfolg bei, sie steigert auch die Attraktivität als Arbeitgeber für potenzielle Fachkräfte.
Auch im Bereich Diversität sind Führungskräfte gefragt: neben klassischen Merkmalen wie Geschlecht, Alter, Nationalität, ethnische Herkunft oder Religion muss die Teamleitung auch weitere Aspekte berücksichtigen, die zu Chancenungleichheiten führen können. Das kann beispielsweise die familiäre Situation oder eine psychische Erkrankung sein. Auch hier hilft die Beziehung zu den einzelnen Teammitgliedern, um die Gesundheit des Teams zu erhalten.
Welche Entwicklungsfelder sehen Führungskräfte selbst?
Der Anspruch an Führungskräfte ist hoch. Die Anforderungen überschlagen sich nahezu selbst: Leadership soll AI enhanced, high impact, hybrid, relational, healthy, inspirational und innovational sein. Doch wie ist es in der Realität? Welche Herausforderungen sehen Führungskräfte selbst?
Der Manager Barometer 2023-2024 von Odgers Berndtson zeigt die Entwicklungsfelder auf, die Führungskräfte aktuell als verbesserungsfähig einschätzen. In 36,2% der Unternehmen nehmen die Befragten Führungspersonen den Führungsstil als patriarchal wahr. Bei Familienunternehmen sind es sogar 43,4%.
Mehr als 82% der Befragten empfinden eine zu ihnen passende Unternehmenskultur als sehr wichtig. Dazu zählen weiche Faktoren wie die Art des Umgangs miteinander, die Form der Ansprache, Benefits und die Bereitschaft zu Flexibilität. Doch weniger als ein Drittel aller befragten Unternehmen (26,8%) pflegen eine offene Fehler- und Lernkultur. Führungskräfte vermissen darüber hinaus eine wertschätzende Kommunikation.
Der Befragung zufolge ist es Führungspersonen vor allem wichtig, sich am Arbeitsplatz wohlzufühlen, Beruf und Familie gut vereinbaren zu können und eine Wertschätzung für die eigene Arbeit zu erhalten. Viele Unternehmen legen bis heute Wert darauf, traditionelle Werte zu bewahren. Doch unabhängig von der bisherigen Unternehmenskultur wird der Mensch als Mitarbeiter zukünftig mehr im Mittelpunkt stehen. Die Bedürfnisse der (potenziellen) Mitarbeiter nach Wertschätzung, Flexibilität und Mitbestimmung müssen für eine zukunftsfähige Ausrichtung des Unternehmens berücksichtigt werden. Für Führungskräfte wird die Vereinbarkeit der Anforderungen des Marktes nach Agilität und Innovation mit traditionellen Werten ein Balanceakt sein.
Weiterlesen: HR Trends 2024 - Die Rolle der Unternehmenskultur
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